OMEGADREI
DER HANSI WAR AUF SANSIBAR

DER HANSI WAR AUF SANSIBAR

Mal was Neues erleben und mal einfach raus aus allem, was bekannt war.
Das dachte ich mir zum Ende des Jahres 2021 und machte mich auf den Weg nach Sansibar, um einmal einen kompletten Reset zu vollziehen.
Auf dem Plan stand Angeln, Abenteuer, neue Kulturen erleben. Also suchte ich mir auch eine Ecke aus, in der kaum Touristik vorherrschte und das Leben tatsächlich noch etwas Ursprüngliches hatte. 
Belege dafür, dass ich mit meiner Platzwahl nicht ganz verkehrt lag, waren ua, dass es im Umkreis von 50km lediglich einen Geldautomaten gab, der auch nur einmal kurzzeitig funktionierte.
Daher musste ich auch etwas sparsamer leben, als ursprünglich geplant, was meinem Streben nach Abenteuer aber eher entgegen kam. 
Im Gepäck waren jeweils ein Paar Ruten fürs Boot (3oo lbs) zum Popper und Stickbaits werfen, sowie zwei Blinkerruten für die Küste mit ca 20-30lbs Wurfgewicht. 
Als Rollen hatte ich ne Certate 5000 fürs Ufer und ne von meinem Freund Häns geliehene Saltiga dabei. 

Dazu hatte ich ein wenig Kleidung, ein paar Köder, Maoams für die Kinder, sowie eine Sammlung von HP Lovecraft, u.a. über den Pakt der Menschen von Innsmouth mit dem alten Fischgott Dagon, sowie der Entstehung des Necronimicons und dem Ding auf der Schwelle. 
Statt letzterer hätte ich besser ein paar Kohletabletten und Ohropax mitgebracht. 
Des Nachtens war an Schlaf nämlich eher nicht zu denken.
Zum einen lieferte sich der ortsansässige Muezzin einen inbrünstigen Wettkampf mit allen kräftigen Hähnen des Ortes und andererseits hatte mich Onkel Montezuma schon in kürzester Zeit noch mehr in den Bann gezogen, als es die Sagen um den Kult um den gruseligen Cthulhu vermochten. 
Im Traum vermischten sich dann Mythen um Kulte aus dem Sumpf, dem halbmelodischen und etwas an Tarzan erinnernden Megafonsound des Vorturners und …

Weitere Details erspare ich Euch.

Themenwechsel!
Solltest Du dich über die übertriebene Freundlichkeit der Einwohner wundern und es als Touri-Nepp-Masche abtun, liegst du übrigens falsch. 
Auch Einheimische begrüßen sich unter anderen mit Floskeln wie „Good Morning my friend, how are You? Thank you my really very best friend, I'm so fine, etc.“ 
Ich denke, das hängt mit dem Einfluss der Briten zusammen, die ebenso wie die Portugiesen, die Deutschen und auch Leute vom Oman in Sansibar unterwegs waren.
Einige Orte erinnern an besonderes düstere Kapitel der Kolonialzeit.
Das heißt natürlich nicht, dass man nicht auch aus wirtschaftlichen Interessen angesprochen wird. In Erinnerung bleibt mir die angebotene Taxifahrt nach Delmenhorst, das sich angeblich 9,8 KM entfernt vom hiesigen Lokal befände. 
Sehr lustig fand ich auch einmal, als ich mit folgenden Worten begrüßt wurde: "Hakuna Matata, mein Name ist Thomas Müller!"

Anglerisch interessant sind prinzipiell alle Plätze mit Strukturänderungen, da kann man immer mal Glück haben und auf raubende Fische treffen. Erkennbar durch aus dem Wasser spritzende Kleinfische. 
Die Geschwindigkeit der Fische ist übrigens sehr gewöhnungsbedürftig. Genauso schnell wie Schwärme kommen, sind sie auch schon wieder weg. Das hängt wohl mit der Wassertemperatur zusammen. Ein Taucher, den ich kennen lernte, erzählte mir, dass die Wassertemperatur auch auf 30m Tiefe 29° beträgt. 
Möglich sind vom Ufer auch mal Überraschungen, wie ein GT, der dem leichten Gerät schon alles abverlangte.  Die einheimischen Fischer haben mich schnell in ihr Herz geschlossen und haben wohl bemerkt, dass ich der edlen Fischwaid durchaus ernsthaft zugetan bin.  
Das Prinzip des Meeresangelns vom Boot ist recht schnell erklärt und bedarf keines teuren Guides oder Unternehmens, das sich von auswärts ansiedelt. 
Ich empfehle, ein Boot mit Fahrer zu chartern, das für recht schmales Geld machbar ist, und den Vogelschwärmen zu folgen. Diese sind quasi die Ferngläser der Fischer, Echolot oä benötigst du nicht. 
Chancen, die begehrten Dorados, Thuna, Wahoos und Barrakudas zu fangen hat man, wenn man es schafft, vor den Schwarm zu kommen und den Stickbait oder Popper mitten ins kochende Getümmel zu werfen. 
Ein Adrenalinkick, der seinesgleichen sucht. 
Wenn dann noch ein Fisch hängen bleibt, ist man tatsächlich im Anglerparadies angelangt. Unglaublich, was für eine Kraft die Fische im Indischen Ozean haben. 
Fische, die ich nicht in meinem Guesthouse verarbeiten konnte , habe ich übrigens mit Hilfe meines Kochs Bangar auf dem Markt verkauft. 
Sie gingen in Restaurants nach Stonetown, wo ich übrigens das Geburtshaus des großen Performers Freddy Mercury besuchen durfte. 
So hat man zumindest das Spritgeld wieder raus bekommen und sich außerdem den Respekt der Fischer verdient. 
You have to play their rules! 
Sehr beliebt waren übrigens auch die mitgebrachten Mambas und Maoams. Insbesondere nachdem ich erklärte, dass sie ohne Papier gegessen sogar noch leckerer seien! 
Daneben konnte ich noch einige liebe Leute zur Church of Perch bekehren und echte Freundschaften schließen.  
Ich denke ich komme noch einmal zurück mit einer ganzen Menge Kohletabletten im Gepäck! 
Asante und Tight Lines!