BARSCHE, BUCKELPISTEN, BIER UND BRAAI
Die Vorfreude war groß und ich hatte mir für die zwei Wochen zwei Tage Angeln vorgenommen.
Einen Tag an der Küste, einen Tag am Stausee.
Anja hatte die weiteren Destinationen im Vorfeld ausgekundschaftet und so ging es mit einem Allradfahrzeug mit Dachzelt auf die Reise.
Bei Abholung der Karre stellte sich direkt heraus, dass der Mann der Vermieterin genau so angelbegeistert ist, wie ich selbst. Leider war er persönlich nicht zugegen, aber seine Frau ließ mich einen kleinen Blick in sein Angelzimmer werfen.
Das war exakt wie mein Arbeitsbereich, nur in akribisch sortiert und aufgeräumt. Sehr sehr krass!
Leider waren die beiden zum Zeitpunkt unserer Autorückgabe auf den Malediven zum Fliegenfischen auf GT, wir hätten sonst noch einen Tag gemeinsam gefischt. Zumindest ist er jetzt zum Trost Besitzer einer original Church of Perch Mütze. Das dürfte seinen Schmerz lindern. Muss er halt GTs fangen!
Am Staudamm
Wir sind dann mit dem Auto in Richtung Staudamm gefahren, wo ich dann tatsächlich ein Date mit einem einheimischen Bass-Crack hatte. Ich bin wahnsinnig dankbar dafür und es zeigt, welche Verbindung das Angeln weltweit schaffen kann.
Wie es dazu kam? Ein Bekannter verwies mich an einen Bekannten, der aus Namibia stammt, der mich wiederum an einen Bekannten verwies, der seinerseits zum Zeitpunkt meines Besuchs ein Tournament in den USA fischte, der aber tatsächlich aus der Ferne trotz größtem Zeitdruck ein Angeln mit einem seiner Freunde und seinem Boot arrangierte. Da war ich baff!
Nun durfte ich mich aber auch nicht blamieren. Schließlich sollte es mit dem besten Barschangler Namibias los gehen.
Meine letzt Bass-Tour lag allerdings schon 8 Jahre zurück und es gab damals nur ein paar kleinere Fische zu verzeichnen. (Siehe Kuba-Tour)
Kapitän James und ich starteten direkt nach Sonnenaufgang und begannen mit Stickbaits. Nachdem ich mich kurz eingegrooved hatte, konnte ich nachlegen, denn James hatte schon direkt mit einem der ersten Würfe ein schönes Ding verhaftet.
Stickbaits waren auch später oft ein gutes Mittel, da es sehr bewölkt blieb. Dazwischen hatten wir mit Dropshotmontagen Erfolg, insofern sich die Sonne mal blicken ließ.
Ansonsten bissen die Schwarbarsche gut auf Chatterbaits mit einem Curlytail von Moby, meinem erfolgreichsten Köder des Tages.
Neben einigen traumhaften Bass ging mir auch ein schöner Wels an den Haken. Es war tatsächlich mein erster Wels überhaupt! Er nahm einen 17er Rackershad am Offsethaken und veranstaltete einen schönen Zirkus am leichten Gerät.
Es hatte sich bewährt, dass ich vor der Reise auf Anraten des Schnur-Enthusiasten Flo eine 9KG Schnur abgespult hatte!
Weiß eigentlich jemand, wie groß Pelikane tatsächlich sind?
Viel zu schnell ging der tolle Angeltag zu Ende und mir blieb nichts anderes übrig, als mich bei James zu bedanken.
Der Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben. Danke auch an Flo und Jürgen, die mich im Vorfeld so einsatzstark und absolut uneigennützig unterstützten. Ich hoffe ich kann mich eines (hoffentlich nicht so fernen) Tages revanchieren!
Etosha
Am nächsten Tag ging es dann Richtung Etosha Nationalpark, wo wir zahlreiche wilde Tiere in freier Wildbahn besichtigen durften. Über Elefanten, Nashörner, Giraffen, Hyänen, Gnus, Kudus, Zebras, den allgegenwärtigen Oryx und Springböcken, bis hin zu Löwen und vielen mehr, haben wir unfassbare Tiere gesehen!
Dazu die quälende Hitze der Salzwüste.
Zum Glück konnten wir uns mit dem platten Reifen, den wir uns wer weiß wo eingefangen hatten, noch in einen eingezäunten Bereich retten, um ihn zu wechseln.
Wird wohl kurz vorm Ausgangstor des Nationalparks passiert sein, sonst hätte ich das doch bemerkt, oder nicht?
Naja.
Das war Glück im Unglück.
Im Park selber war absoluter Autoarrest angesagt! Ein Löwe soll die 100 Meter angeblich in vier Sekunden laufen...
Nach zwei Tagen im Nationalpark ging es mit dem Auto zur nächsten Etappe und wir lauschten dem deutschsprachigen Radiosender NBC Namibia. Irgendwie schön.
Spitzkoppe, Erongo und die San
Weiter ging es durch das Erongo Gebirge nach Spitzkoppe.
Zwischendurch haben wir eine schwer beeindruckende Tour mit den San -einem Buschmannstamm- unternommen. Sie führten uns in die Kunst des Feuermachens, die Bedeutung der Höhlenmalereien, ihren Jagdmethoden, dem Fallenstellen und Ihre Tänze ein. Ich bin sehr sehr froh, dass wir diese faszinierende Führung erleben durften. Sie haben ihre Vorträge mit so viel Enthusiasmus und Freude dargeboten, dass wir gar nichts mehr sagen konnten. Wer mich kennt weiß, dass das nicht so häufig vor kommt. Bin je eher als Kind in den Kessel mit der Buchstabensuppe gefallen….
Im Gebirge schliefen wir mitten im Leopardengebiet unter unwirklichem Sternenhimmel.
Die Leoparden bekommt übrigens kaum jemand live zu sehen, man kann aber ihre Spuren erkennen, wenn man vor seinem Zelt den Boden harkt, was die meisten Leute auch machen, um zu gucken, was nachts so um das Zelt herum schleicht. Apropos Leoparden und Artenschutz.
Ein Einheimischer brachte uns ein paar neue Gedankenanstöße und klärte uns über die Bedeutung der Jagd auf. Dass die Jagd zum Artenschutz beiträgt hört sich für viele Leser sicher erst einmal paradox an. Durch die kontrollierte Jagd von ua Leoparden und auch Nashörnern werden diese gegen Wilderer und Umstrukturierung der Landschaft geschützt, wenn das Geld auch im Artenschutz landet und denen zugute kommt, die ohne die Jagd unter den Folgen der Tiere leiden müssten. Ein Farmer, der durch Leopardenrisse Kälber im Wert von je etwa 130€ verliert, wird die Leoparden schützen, wenn er zB 3000€ für einen Abschuss erhält. Ohne eine Bejagung würden wohl zahlreiche Leoparden durch ausgelegte Köder vergiftet. Durch die Jagd würden alle gewinnen.
Eine sehr spannende und auch praxisorientierte Sichtweise! Eine ähnliche Rechnung wird übrigens auch für Nashörner aufgemacht.
Nicht dass ich jemals Interesse daran hätte, ein solches Tier zu schießen!
Dort wo staatliche Kontrollen nur begrenzt stattfinden können und es Not unter den Menschen gibt, kannst du nur etwas für den Artenschutz erreichen, wenn die Tiere für die einzelnen Menschen vor Ort einen hohen materiellen Wert haben und eine schützenswerte Ressource darstellen.
Nachts hörten wir die verrücktesten Geräusche. Als Wir einmal mit der Taschenlampe aus dem Zelt in die Dunkelheit leuchteten, leuchten etliche Augenpaare zurück. Kudus um uns herum!
Nun ging es über Gravelstraßen (Fachterminus „Afrikanische Massage“) in Richtung Swakopmund.
Swakopmund
In Swakopmund stiegen wir zitternd aus dem Wagen. Es lag nicht am Biermangel, wie böse Zungen behaupten mögen. Das Bier in Namibia ist überall gut erhältlich und von sehr hoher Qualtät! Der Grund war ein anderer.
Hatten wir in den Bergen nur etwa acht Prozent Luftfeuchtigkeit und etwa 40Grad Außentemperatur, sank das Thermometer innerhalb weniger Stunden Autofahrt auf Buckelpisten begleitet von Reinhard Mey und den Doors via NBC Funkhaus Namibia auf klamme 15 Grad.
Da muss das Immunsystem erst einmal mit klar kommen!
In Swakopmund musste ich mich erst einmal um eine Angelgelegenheit kümmern, da konnte ich im Vorfeld nichts erreichen, was aber wohl auch nicht unbedingt nötig war.
Direkt gegenüber des Fischereiministeriums war der Fischmarkt und Waschplatz, wo alle Boote nachmittags nach der Ausfahrt ihre Fänge versorgten.
Das war ein munteres Treiben und hier kam ich dann auch mit dem Kapitän Henry ins Gespräch, dem ich seine Fachkenntnis schon auf dem ersten Blick ansah. Er durfte - wie sich später herausstellte- sein Vaterland schon auf internationalen Angelwettbewerben vertreten und war Koryphäe durch und durch.
Wir wurden uns sehr schnell einig und so hieß es Abfahrt 8:00Uhr am nächsten Morgen.
Punkt 7:00 war ich nach einem reichhaltigen Imodium-Frühstück am Treffpunkt.
Man könnte ja zu spät sein!
Aber dann kam die Mannschaft endlich und ich beobachtete den Slipvorgang, der auf der steilen und teilweise abgebrochenen Rampe recht abenteuerlich anmutete.
Da mussten die Maschinen ganze Arbeit leisten!
Ab ging es dann. Erleichtert hat die Kommunikation auf dem Boot, dass Henry wie sehr viele Svakopmunder Bürger Deutsch spricht.
Zu dieser Jahreszeit war das Angeln mit Kunstködern leider aufgrund der Wassertemperatur von etwa 13Grad nicht sehr sinnvoll. Im Oktober ist es hier ja erst Frühling!
Daher angelten wir mit Sardinenfetzen auf Adlerfische und Streifenbrassen. Das machte sehr viel Spaß bei entspannten Wassertiefen von ca 4-6 Metern. Der erste Fisch, der biss, war allerdings ein Wels, den ich völlig unbedarft vom Haken lösen wollte, als mich Henry energisch anfuhr.
Zum Glück, denn es stellte sich heraus, dass der Fisch am Rücken einen fiesen Giftstachel hatte, der mir den Tag definitiv versaut und eine Fahrt ins Krankenhaus beschert hätte..
Gelegentlich stiegen auch Haie mit ein, die etwas Hektik ins Boot brachten und unter Mithilfe aller Mitfahrer so schnell es ging fixiert, vom Haken gelöst und wieder releast wurden um sie nicht zu beschädigen. So war es mir nicht möglich Fotos zu schießen, bzw. ich habe darauf verzichtet.
Ich habe alle Informationen und Montagen wissbegierig aufgenommen. Die verwendeten Knoten unterschieden sich etwas von denen, die ich früher in Ostafrika kennen gelernt hatte, aber ansonsten war es bis auf die unterschiedliche Tiefe ein sehr ähnliches Angeln. Es gab eine Art grobe Dropshot-Montage mit zwei Seitenarmen und großem Haken, an den die gefrorenen Sardinenfetzen befestigt wurden.
Ich bin schnell zu einer leichteren Dropshotmontage übergegangen, was mir einfach etwas mehr Spaß machte, ich habe aber jetzt nicht großartig anders gefangen als die Mitfahrer.
Ob ich jetzt mehr Fische durch einen fehlenden Seitenarm verloren habe, konnte ich nicht unbedingt bestätigen, aber es war auch immer etwas abhängig, ob man gerade in einem Schwarm stand.
Was ich auf meiner nächsten Überseetour im Gepäck haben werde ist auf jeden Fall Baitband, um den weichen Köder besser und vor allem haltbarer am Haken fixieren zu können.
Ich denke die Bissausbeute steigt vor allem deutlich, wenn der Haken nicht schon an der Wasseroberfläche durch Abflutschen des Köders blank ist! Aber auch dieses ungewollte Anfüttern brachte die Fische an den Platz, so dass dieses „Arbeiten“, wie es von der Crew genannt wurde, zum Fangerfolg beitrug.
Dieser war gar nicht mal so gering, wie die prall gefüllte Fischkiste am Ende des Tages belegte.
Ich habe nur ein paar wenige Fische für mich beansprucht, die wir in den nächsten Tagen essen konnten und mich dieses mal nicht am Handel beteiligt. Die Mitfahrt war ohnehin recht erschwinglich und der Preis sehr sehr fair. Wenn ich mich recht erinnere war der Spritpreis letztes Jahr auf Mauritius deutlich teurer.
Zurück zu den Fischen: Diese haben wir an einem Tag gebraten und am anderen Tag im Dutch Oven auf offener Flamme zubereitet. Dafür habe ich etwas Öl auf den Boden gegeben und dann darauf Zwiebeln, Fische, Zwiebel und wieder Fisch geschichtet. Salz und Pfeffer dazu und oben ein Stück Butter drauf und fertig war die Laube! Wir haben selten so einen leckeren Fisch gegessen!
Sandwich Harbour
Von Swakopmund ging es dann in Richtung Sandwich Harbour Diesmal fuhren wir mit einem einheimischen Fahrer an rosa Gewässern und Flamingos vorbei. Die Gewässer wurden nicht von den Flamingos eingefärbt, eine Kombination von Salz, Hitze und Mikroorganismen machte das Schauspiel möglich. Ziel war der Ort, wo die Wanderdünen der Namibwüsten den Atlantik küssen. Unterwegs sahen wir, die wir direkt am Strand durch den Sand fuhren, viele Seelöwen, die in Namibia zahlreicher vertreten sind als Menschen. Die Dünen erreichen stolze Höhen von bis zu 165 Metern und ich dachte so bei mir „Schöner Fakt, jetzt geht es gleich zurück zum Braai!“ Doch Pustekuchen! Der wahnsinnige Fahrer Moni, machte Anstalten, die Dünen mit seiner Karre hochzufahren und zog seinen Plan voll durch. Das war völlig irre!
Mit abgesenktem Luftdruck in den Reifen ging es eine Stunde durch die Dünen rauf und runter. Komischerweise machte mir meine normalerweise stark ausgeprägte Höhenangst hier überhaupt nicht zu schaffen. Offensichtlich konnte mein Gehirn die Situation nicht gewohnheitsmäßig verarbeiten. Ich werde morgen mal auf einen Stuhl steigen, ob ich vielleicht kuriert bin?
Apropos Stuhl: Nachts träumte ich einen wirren Traum, wie ich sie fast ständig habe, wenn ich in der Ferne unterwegs bin. Dieses Mal wurde ich zur Zeit Kaiser Wilhelm II zum König Hakuna maakt AA gekrönt und auf den Thron des Reiches Continental gehievt. Verrückt!
Essen in Namibia
Das ist ein Thema für sich und ganz in meinem Sinne. Die afrikanische Küche ist ja ohnehin ein Steckenpferd von mir, aber was uns hier an schmackhaften Speisen geboten wurde, war schon allererste Güte! Besonders das „Braai“, was Grillen meint, wurde bis zur Perfektion betrieben. Praktisch, dass nahezu alle Zutaten überall im Überfluss herum liefen. Besonders Oryx und Springbock waren oft sehr lecker. Überragend waren die Krokodilmedaillons, die wir auf der Krokofarm serviert bekamen. Dazu gab es überall leckeres Gemüse und fantastische Saucen. Absolute Empfehlung! Von Giraffensteaks wurde uns von einem aufmerksamen Ober allerdings abgeraten: Too tough.
Natürlich gab es auch viele Menschen, die sich leider nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens befanden. Davon zeugte neben allgegenwärtiger Bettelei auch die größte Gefahr der Expedition. Bedrohlicher als Leopard, Schlange und Skorpion waren offene Schächte auf den Straßen, wo man besser nicht hinein tritt.
Besonders nachts in ausgelassener Fröhlichkeit, wäre das wohl ein leichter Stimmungsdämpfer. Teilweise wurde das begehrte Eisen schon durch Kunststoff ersetzt, aber nicht überall. So klaffen einem noch offene Gullis entgegen, was für den Großteil der Bevölkerung ein großes Ärgernis darstellt.
Ich denke gerade jetzt auf dem Rückflug darüber nach, wie ich gestern noch vor herzerweichend bettelnden Kindern weggelaufen bin und jetzt wirst du um 3:30 Uhr für ein eigentlich komplett überflüssiges Frühstück geweckt, von dem man ein Kind locker ganztägig hätte sehr gut ernähren können.
Nützt ja nichts!
Das ist etwas, wo ich als externer Beobachter nicht viel ausrichten kann und mir „schlaue Ratschläge“ verkneife, zumal die deutsche Politik im Ausland und gerade in Namibia mit großer Sorge betrachtet wird .
Es ist schon hart, wenn man gefragt wird, ob es in den letzten Jahrzehnten keinen Physikunterricht mehr in Deutschland gibt und es tatsächlich „Spitzenpolitiker“ gibt, die behaupten Atomstrom würde Leitungen für saubere Energie blockieren…
Nun ja...
Ich denke, das war nicht der letzter Ausflug in das geschichtsträchtige und auch Deutschland so verbundene Land, in dem überall die Spuren der Vergangenheit deutlich sichtbar sind. Straßennamen und auch ein Automobil der deutsch süd-west afrikanischen Schutztruppen auf einer Farm zeugten neben der oft zu hörenden deutschen Sprache, der Architektur und vielen weiteren Dingen davon. Die Vielseitigkeit der Ödnis wie Steppen, Savannen, Felswüsten, rote Dünen (Düne 45), Canyons, Wasserlöchern und Salzwüsten hat sich im wahrsten Sinne eingebrannt. Die überwiegende Freundlichkeit der Menschen war großartig, man kam überall ins Gespräch, wenn man wollte. Nicht nur mit sogenannten Parkplatzwächtern.
Dazu die Tierwelt!
Namibia ist und bleibt eine Reise wert, man sollte allerdings deutlich mehr Zeit mitbringen und nächstes Mal werden wir den Norden besuchen müssen!
Einen Tag an der Küste, einen Tag am Stausee.
Anja hatte die weiteren Destinationen im Vorfeld ausgekundschaftet und so ging es mit einem Allradfahrzeug mit Dachzelt auf die Reise.
Bei Abholung der Karre stellte sich direkt heraus, dass der Mann der Vermieterin genau so angelbegeistert ist, wie ich selbst. Leider war er persönlich nicht zugegen, aber seine Frau ließ mich einen kleinen Blick in sein Angelzimmer werfen.
Das war exakt wie mein Arbeitsbereich, nur in akribisch sortiert und aufgeräumt. Sehr sehr krass!
Leider waren die beiden zum Zeitpunkt unserer Autorückgabe auf den Malediven zum Fliegenfischen auf GT, wir hätten sonst noch einen Tag gemeinsam gefischt. Zumindest ist er jetzt zum Trost Besitzer einer original Church of Perch Mütze. Das dürfte seinen Schmerz lindern. Muss er halt GTs fangen!
Am Staudamm
Wir sind dann mit dem Auto in Richtung Staudamm gefahren, wo ich dann tatsächlich ein Date mit einem einheimischen Bass-Crack hatte. Ich bin wahnsinnig dankbar dafür und es zeigt, welche Verbindung das Angeln weltweit schaffen kann.
Wie es dazu kam? Ein Bekannter verwies mich an einen Bekannten, der aus Namibia stammt, der mich wiederum an einen Bekannten verwies, der seinerseits zum Zeitpunkt meines Besuchs ein Tournament in den USA fischte, der aber tatsächlich aus der Ferne trotz größtem Zeitdruck ein Angeln mit einem seiner Freunde und seinem Boot arrangierte. Da war ich baff!
Nun durfte ich mich aber auch nicht blamieren. Schließlich sollte es mit dem besten Barschangler Namibias los gehen.
Meine letzt Bass-Tour lag allerdings schon 8 Jahre zurück und es gab damals nur ein paar kleinere Fische zu verzeichnen. (Siehe Kuba-Tour)
Kapitän James und ich starteten direkt nach Sonnenaufgang und begannen mit Stickbaits. Nachdem ich mich kurz eingegrooved hatte, konnte ich nachlegen, denn James hatte schon direkt mit einem der ersten Würfe ein schönes Ding verhaftet.
Stickbaits waren auch später oft ein gutes Mittel, da es sehr bewölkt blieb. Dazwischen hatten wir mit Dropshotmontagen Erfolg, insofern sich die Sonne mal blicken ließ.
Ansonsten bissen die Schwarbarsche gut auf Chatterbaits mit einem Curlytail von Moby, meinem erfolgreichsten Köder des Tages.
Neben einigen traumhaften Bass ging mir auch ein schöner Wels an den Haken. Es war tatsächlich mein erster Wels überhaupt! Er nahm einen 17er Rackershad am Offsethaken und veranstaltete einen schönen Zirkus am leichten Gerät.
Es hatte sich bewährt, dass ich vor der Reise auf Anraten des Schnur-Enthusiasten Flo eine 9KG Schnur abgespult hatte!
Weiß eigentlich jemand, wie groß Pelikane tatsächlich sind?
Viel zu schnell ging der tolle Angeltag zu Ende und mir blieb nichts anderes übrig, als mich bei James zu bedanken.
Der Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben. Danke auch an Flo und Jürgen, die mich im Vorfeld so einsatzstark und absolut uneigennützig unterstützten. Ich hoffe ich kann mich eines (hoffentlich nicht so fernen) Tages revanchieren!
Etosha
Am nächsten Tag ging es dann Richtung Etosha Nationalpark, wo wir zahlreiche wilde Tiere in freier Wildbahn besichtigen durften. Über Elefanten, Nashörner, Giraffen, Hyänen, Gnus, Kudus, Zebras, den allgegenwärtigen Oryx und Springböcken, bis hin zu Löwen und vielen mehr, haben wir unfassbare Tiere gesehen!
Dazu die quälende Hitze der Salzwüste.
Zum Glück konnten wir uns mit dem platten Reifen, den wir uns wer weiß wo eingefangen hatten, noch in einen eingezäunten Bereich retten, um ihn zu wechseln.
Wird wohl kurz vorm Ausgangstor des Nationalparks passiert sein, sonst hätte ich das doch bemerkt, oder nicht?
Naja.
Das war Glück im Unglück.
Im Park selber war absoluter Autoarrest angesagt! Ein Löwe soll die 100 Meter angeblich in vier Sekunden laufen...
Nach zwei Tagen im Nationalpark ging es mit dem Auto zur nächsten Etappe und wir lauschten dem deutschsprachigen Radiosender NBC Namibia. Irgendwie schön.
Spitzkoppe, Erongo und die San
Weiter ging es durch das Erongo Gebirge nach Spitzkoppe.
Zwischendurch haben wir eine schwer beeindruckende Tour mit den San -einem Buschmannstamm- unternommen. Sie führten uns in die Kunst des Feuermachens, die Bedeutung der Höhlenmalereien, ihren Jagdmethoden, dem Fallenstellen und Ihre Tänze ein. Ich bin sehr sehr froh, dass wir diese faszinierende Führung erleben durften. Sie haben ihre Vorträge mit so viel Enthusiasmus und Freude dargeboten, dass wir gar nichts mehr sagen konnten. Wer mich kennt weiß, dass das nicht so häufig vor kommt. Bin je eher als Kind in den Kessel mit der Buchstabensuppe gefallen….
Im Gebirge schliefen wir mitten im Leopardengebiet unter unwirklichem Sternenhimmel.
Die Leoparden bekommt übrigens kaum jemand live zu sehen, man kann aber ihre Spuren erkennen, wenn man vor seinem Zelt den Boden harkt, was die meisten Leute auch machen, um zu gucken, was nachts so um das Zelt herum schleicht. Apropos Leoparden und Artenschutz.
Ein Einheimischer brachte uns ein paar neue Gedankenanstöße und klärte uns über die Bedeutung der Jagd auf. Dass die Jagd zum Artenschutz beiträgt hört sich für viele Leser sicher erst einmal paradox an. Durch die kontrollierte Jagd von ua Leoparden und auch Nashörnern werden diese gegen Wilderer und Umstrukturierung der Landschaft geschützt, wenn das Geld auch im Artenschutz landet und denen zugute kommt, die ohne die Jagd unter den Folgen der Tiere leiden müssten. Ein Farmer, der durch Leopardenrisse Kälber im Wert von je etwa 130€ verliert, wird die Leoparden schützen, wenn er zB 3000€ für einen Abschuss erhält. Ohne eine Bejagung würden wohl zahlreiche Leoparden durch ausgelegte Köder vergiftet. Durch die Jagd würden alle gewinnen.
Eine sehr spannende und auch praxisorientierte Sichtweise! Eine ähnliche Rechnung wird übrigens auch für Nashörner aufgemacht.
Nicht dass ich jemals Interesse daran hätte, ein solches Tier zu schießen!
Dort wo staatliche Kontrollen nur begrenzt stattfinden können und es Not unter den Menschen gibt, kannst du nur etwas für den Artenschutz erreichen, wenn die Tiere für die einzelnen Menschen vor Ort einen hohen materiellen Wert haben und eine schützenswerte Ressource darstellen.
Nachts hörten wir die verrücktesten Geräusche. Als Wir einmal mit der Taschenlampe aus dem Zelt in die Dunkelheit leuchteten, leuchten etliche Augenpaare zurück. Kudus um uns herum!
Nun ging es über Gravelstraßen (Fachterminus „Afrikanische Massage“) in Richtung Swakopmund.
Swakopmund
In Swakopmund stiegen wir zitternd aus dem Wagen. Es lag nicht am Biermangel, wie böse Zungen behaupten mögen. Das Bier in Namibia ist überall gut erhältlich und von sehr hoher Qualtät! Der Grund war ein anderer.
Hatten wir in den Bergen nur etwa acht Prozent Luftfeuchtigkeit und etwa 40Grad Außentemperatur, sank das Thermometer innerhalb weniger Stunden Autofahrt auf Buckelpisten begleitet von Reinhard Mey und den Doors via NBC Funkhaus Namibia auf klamme 15 Grad.
Da muss das Immunsystem erst einmal mit klar kommen!
In Swakopmund musste ich mich erst einmal um eine Angelgelegenheit kümmern, da konnte ich im Vorfeld nichts erreichen, was aber wohl auch nicht unbedingt nötig war.
Direkt gegenüber des Fischereiministeriums war der Fischmarkt und Waschplatz, wo alle Boote nachmittags nach der Ausfahrt ihre Fänge versorgten.
Das war ein munteres Treiben und hier kam ich dann auch mit dem Kapitän Henry ins Gespräch, dem ich seine Fachkenntnis schon auf dem ersten Blick ansah. Er durfte - wie sich später herausstellte- sein Vaterland schon auf internationalen Angelwettbewerben vertreten und war Koryphäe durch und durch.
Wir wurden uns sehr schnell einig und so hieß es Abfahrt 8:00Uhr am nächsten Morgen.
Punkt 7:00 war ich nach einem reichhaltigen Imodium-Frühstück am Treffpunkt.
Man könnte ja zu spät sein!
Aber dann kam die Mannschaft endlich und ich beobachtete den Slipvorgang, der auf der steilen und teilweise abgebrochenen Rampe recht abenteuerlich anmutete.
Da mussten die Maschinen ganze Arbeit leisten!
Ab ging es dann. Erleichtert hat die Kommunikation auf dem Boot, dass Henry wie sehr viele Svakopmunder Bürger Deutsch spricht.
Zu dieser Jahreszeit war das Angeln mit Kunstködern leider aufgrund der Wassertemperatur von etwa 13Grad nicht sehr sinnvoll. Im Oktober ist es hier ja erst Frühling!
Daher angelten wir mit Sardinenfetzen auf Adlerfische und Streifenbrassen. Das machte sehr viel Spaß bei entspannten Wassertiefen von ca 4-6 Metern. Der erste Fisch, der biss, war allerdings ein Wels, den ich völlig unbedarft vom Haken lösen wollte, als mich Henry energisch anfuhr.
Zum Glück, denn es stellte sich heraus, dass der Fisch am Rücken einen fiesen Giftstachel hatte, der mir den Tag definitiv versaut und eine Fahrt ins Krankenhaus beschert hätte..
Gelegentlich stiegen auch Haie mit ein, die etwas Hektik ins Boot brachten und unter Mithilfe aller Mitfahrer so schnell es ging fixiert, vom Haken gelöst und wieder releast wurden um sie nicht zu beschädigen. So war es mir nicht möglich Fotos zu schießen, bzw. ich habe darauf verzichtet.
Ich habe alle Informationen und Montagen wissbegierig aufgenommen. Die verwendeten Knoten unterschieden sich etwas von denen, die ich früher in Ostafrika kennen gelernt hatte, aber ansonsten war es bis auf die unterschiedliche Tiefe ein sehr ähnliches Angeln. Es gab eine Art grobe Dropshot-Montage mit zwei Seitenarmen und großem Haken, an den die gefrorenen Sardinenfetzen befestigt wurden.
Ich bin schnell zu einer leichteren Dropshotmontage übergegangen, was mir einfach etwas mehr Spaß machte, ich habe aber jetzt nicht großartig anders gefangen als die Mitfahrer.
Ob ich jetzt mehr Fische durch einen fehlenden Seitenarm verloren habe, konnte ich nicht unbedingt bestätigen, aber es war auch immer etwas abhängig, ob man gerade in einem Schwarm stand.
Was ich auf meiner nächsten Überseetour im Gepäck haben werde ist auf jeden Fall Baitband, um den weichen Köder besser und vor allem haltbarer am Haken fixieren zu können.
Ich denke die Bissausbeute steigt vor allem deutlich, wenn der Haken nicht schon an der Wasseroberfläche durch Abflutschen des Köders blank ist! Aber auch dieses ungewollte Anfüttern brachte die Fische an den Platz, so dass dieses „Arbeiten“, wie es von der Crew genannt wurde, zum Fangerfolg beitrug.
Dieser war gar nicht mal so gering, wie die prall gefüllte Fischkiste am Ende des Tages belegte.
Ich habe nur ein paar wenige Fische für mich beansprucht, die wir in den nächsten Tagen essen konnten und mich dieses mal nicht am Handel beteiligt. Die Mitfahrt war ohnehin recht erschwinglich und der Preis sehr sehr fair. Wenn ich mich recht erinnere war der Spritpreis letztes Jahr auf Mauritius deutlich teurer.
Zurück zu den Fischen: Diese haben wir an einem Tag gebraten und am anderen Tag im Dutch Oven auf offener Flamme zubereitet. Dafür habe ich etwas Öl auf den Boden gegeben und dann darauf Zwiebeln, Fische, Zwiebel und wieder Fisch geschichtet. Salz und Pfeffer dazu und oben ein Stück Butter drauf und fertig war die Laube! Wir haben selten so einen leckeren Fisch gegessen!
Sandwich Harbour
Von Swakopmund ging es dann in Richtung Sandwich Harbour Diesmal fuhren wir mit einem einheimischen Fahrer an rosa Gewässern und Flamingos vorbei. Die Gewässer wurden nicht von den Flamingos eingefärbt, eine Kombination von Salz, Hitze und Mikroorganismen machte das Schauspiel möglich. Ziel war der Ort, wo die Wanderdünen der Namibwüsten den Atlantik küssen. Unterwegs sahen wir, die wir direkt am Strand durch den Sand fuhren, viele Seelöwen, die in Namibia zahlreicher vertreten sind als Menschen. Die Dünen erreichen stolze Höhen von bis zu 165 Metern und ich dachte so bei mir „Schöner Fakt, jetzt geht es gleich zurück zum Braai!“ Doch Pustekuchen! Der wahnsinnige Fahrer Moni, machte Anstalten, die Dünen mit seiner Karre hochzufahren und zog seinen Plan voll durch. Das war völlig irre!
Mit abgesenktem Luftdruck in den Reifen ging es eine Stunde durch die Dünen rauf und runter. Komischerweise machte mir meine normalerweise stark ausgeprägte Höhenangst hier überhaupt nicht zu schaffen. Offensichtlich konnte mein Gehirn die Situation nicht gewohnheitsmäßig verarbeiten. Ich werde morgen mal auf einen Stuhl steigen, ob ich vielleicht kuriert bin?
Apropos Stuhl: Nachts träumte ich einen wirren Traum, wie ich sie fast ständig habe, wenn ich in der Ferne unterwegs bin. Dieses Mal wurde ich zur Zeit Kaiser Wilhelm II zum König Hakuna maakt AA gekrönt und auf den Thron des Reiches Continental gehievt. Verrückt!
Essen in Namibia
Das ist ein Thema für sich und ganz in meinem Sinne. Die afrikanische Küche ist ja ohnehin ein Steckenpferd von mir, aber was uns hier an schmackhaften Speisen geboten wurde, war schon allererste Güte! Besonders das „Braai“, was Grillen meint, wurde bis zur Perfektion betrieben. Praktisch, dass nahezu alle Zutaten überall im Überfluss herum liefen. Besonders Oryx und Springbock waren oft sehr lecker. Überragend waren die Krokodilmedaillons, die wir auf der Krokofarm serviert bekamen. Dazu gab es überall leckeres Gemüse und fantastische Saucen. Absolute Empfehlung! Von Giraffensteaks wurde uns von einem aufmerksamen Ober allerdings abgeraten: Too tough.
Natürlich gab es auch viele Menschen, die sich leider nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens befanden. Davon zeugte neben allgegenwärtiger Bettelei auch die größte Gefahr der Expedition. Bedrohlicher als Leopard, Schlange und Skorpion waren offene Schächte auf den Straßen, wo man besser nicht hinein tritt.
Besonders nachts in ausgelassener Fröhlichkeit, wäre das wohl ein leichter Stimmungsdämpfer. Teilweise wurde das begehrte Eisen schon durch Kunststoff ersetzt, aber nicht überall. So klaffen einem noch offene Gullis entgegen, was für den Großteil der Bevölkerung ein großes Ärgernis darstellt.
Ich denke gerade jetzt auf dem Rückflug darüber nach, wie ich gestern noch vor herzerweichend bettelnden Kindern weggelaufen bin und jetzt wirst du um 3:30 Uhr für ein eigentlich komplett überflüssiges Frühstück geweckt, von dem man ein Kind locker ganztägig hätte sehr gut ernähren können.
Nützt ja nichts!
Das ist etwas, wo ich als externer Beobachter nicht viel ausrichten kann und mir „schlaue Ratschläge“ verkneife, zumal die deutsche Politik im Ausland und gerade in Namibia mit großer Sorge betrachtet wird .
Es ist schon hart, wenn man gefragt wird, ob es in den letzten Jahrzehnten keinen Physikunterricht mehr in Deutschland gibt und es tatsächlich „Spitzenpolitiker“ gibt, die behaupten Atomstrom würde Leitungen für saubere Energie blockieren…
Nun ja...
Ich denke, das war nicht der letzter Ausflug in das geschichtsträchtige und auch Deutschland so verbundene Land, in dem überall die Spuren der Vergangenheit deutlich sichtbar sind. Straßennamen und auch ein Automobil der deutsch süd-west afrikanischen Schutztruppen auf einer Farm zeugten neben der oft zu hörenden deutschen Sprache, der Architektur und vielen weiteren Dingen davon. Die Vielseitigkeit der Ödnis wie Steppen, Savannen, Felswüsten, rote Dünen (Düne 45), Canyons, Wasserlöchern und Salzwüsten hat sich im wahrsten Sinne eingebrannt. Die überwiegende Freundlichkeit der Menschen war großartig, man kam überall ins Gespräch, wenn man wollte. Nicht nur mit sogenannten Parkplatzwächtern.
Dazu die Tierwelt!
Namibia ist und bleibt eine Reise wert, man sollte allerdings deutlich mehr Zeit mitbringen und nächstes Mal werden wir den Norden besuchen müssen!