OMEGADREI
Omegadrei hilft beim Wolfsbarsch

Omegadrei hilft beim Wolfsbarsch

Omegadrei: Lieber Rob,

Stellst du uns deine neue Veröffentlichung bitte kurz vor?

Rob: Gerne, es ist ein E-Book (white paper), ein Wolfsbarschführer für die Niederlande, in dem ich 57 meiner Lieblingsspots entlang der niederländischen Küste (von Ameland bis nach Vlissingen) inklusive GPS Daten für online maps beschreibe. Zusätzlich gibt es vier Ratgeber. Das Ganze ist kein zusammenhängendes Buch, sondern in Provinzen unterteil, die man sich einzeln auf mobile Endgeräte laden kann. So muss man nicht gleich ein gesamtes Buch auf Tablet oder Handy laden, sondern nur das, was man aktuell benötigt.

Omegadrei: Das Thema Wolfsbarsch ist ja momentan in aller Munde. Doch du hast bereits vor etlichen Jahren hervorragende Literatur zum Thema veröffentlicht. Wie ist dein Interesse an der Wolfsbarschangelei entstanden?

Rob: Es war reiner Zufall; beim Familienurlaub wollte ich ein paar Makrelen für den Grill fangen. Gleich beim ersten Wurf war die Rute krumm und ein vermeintlich größerer Fisch ließ die Bremse kurz aufkreischen. Gelandet habe ich einen 55cm langen Wolfsbarsch, der mich mit seiner Kampfkraft beeindruckte. Nur wusste ich zu dem Zeitpunkt (Ende der 90iger) nichts über den Fisch, der mich auf Anhieb faszinierte.  Beim Zurücksetzen (ich wollte ja Makrelen) packte ich noch schön in die Stacheln und so, denke ich, hat mich das Wolfsbarschvirus infiziert (lach).

Omegadrei: Wie bewertest Du den aktuellen Hype um den Wolfsbarsch?

Rob: Wie soll man was bewerten, was man selbst mit angeschubst hat. Der Hype hat ja hier auch sehr spät angefangen, im Gegensatz zu den restlichen Küstenländern Europas. Selbst in Südnorwegen gab es Ende der 90iger schon ein jährliches Angelevent auf Wolfsbarsch, das Fliegenfischer organisiert haben. Bei uns hat das Angeln auf Wolfsbarsch erst richtig Fahrt aufgenommen mit Facebook & Co. .

Omegadrei: Worin genau liegt deine Faszination für das Angeln auf WB? 

Rob: Bei mir ist das die Liebe zum Meer, das echte Meer mit Ebbe und Flut *zwinkersimley.  Und das Spinnfischen auf Raubfisch. Beim Angeln auf Wolfsbarsch kommt noch die Vielfältigkeit der Angeltechniken hinzu. Aber auch der Fisch an sich, sein brutaler Anbiss und die Kraft, die er beim Drill entwickelt. Und sein Lebensraum zieht über die gesamte Küste Europas. Überall ist die Angelei eigentlich gleich, oder halt anders… Man muss es einfach selbst erleben. 

Omegadrei: Wie steht es um die Bestände? Ich habe das Thema immer nur am Rande verfolgt, war aber zuletzt etwas verwundert über den momentanen Run.

Rob: Wenn man den Verlauf der Fänge (europaweit betrachtet) von Anglern nimmt, ist der Bestand deutlich herunter gewirtschaftet. Das sieht man nicht an der Fangmenge (kleine Fische gibt es in Fülle) sondern an den alten, großen Fischen (über 70cm). Diese werden immer weniger. Als ich angefangen habe mich intensiv mit diesem Fisch zu beschäftigen, lag die Durchschnittsgröße der Wolfsbarsche bei 60cm vom Ufer gefangen, heute bei 45 - 50cm.  Es gibt einige Organisationen die sich mit diesem Thema befassen, wie z.B. B.A.S.S. (Bass Anglers Sportfishing Society) in England. 

Omegadrei: Wie sieht für dich eine typische Wolfsbarschstelle aus? Wonach suchst Du dir Erfolg versprechende Plätze aus?

Rob: Oh, gute Frage, nächste Frage (lach). Hier an der Nordsee (nicht verwechseln mit dem Wattenmeer) ist es ziemlich einfach. Und zwar da, wo sich Steinschüttungen Wellenbrecher, Muschelbänke befinden und  sich die Strömung bricht. Dort findet man zur gegebenen Tide auch Wolfsbarsche.  Es kommt darauf an wo ich suche, kann man nicht pauschalisieren. Dort wo sich genügend Futter aufhält, vor allem Krebse und Garnelen. Das sind Leibspeisen der Wolfsbarsche an der Nordsee.

Omegadrei: Mein Freund Henri, sagte mit einmal, dass der Begriff Loup de mer häufig den Wolfsbarsch meint, aber korrekterweise den Steinbeißer bezeichnet. Kannst du Licht ins Dunkle bringen?


Rob: Oh, da muss man die Franzosen fragen. Auf den Märkten in Frankreich wird der Wolfsbarsch immer als „Loup de mer“ angepriesen. In den Supermärkten, häufig als „Bar“. Das kann aber auch mit dem alten lateinischen Namen zusammen hängen „Labrax Lupus“, wie er im 18. Jahrhundert beschrieben wird. Aber da will ich mich nicht festlegen.

Omegadrei: Den Wolfsbarsch hab ich ganz ehrlich gesagt, noch nie beangelt. Welche Vorgehensweise (Materialauswahl, Köder, etc.) empfiehlst Du Anfängern vom Ufer?

Rob: Eine Spinnrute mit einer Länge von 2,70m und einem Wurfgewicht von max. 50g. Eine Spinnrolle (Größe 4000), die etwas Salzwasser vertragen kann. Bespult mit einer ca. 12kg tragenden, geflochtenen Schnur. Als Abriebschutz ein ca. 50 - 70cm langes Stück Fluorocarbon 0.40mm (aufgrund der Materialhärte).  Köder: schlanke, flachlaufende Wobbler um die 9-12cm Länge, schlanke Gummifische ebenfalls bis 9-12cm. Nichts anderes als was wir auch bei Zander und Rapfenangeln verwenden, für den Anfang reicht das alle mal.

Omegadrei: Kajakangeln ist bei uns hier ja immer großes Thema. Wie gehst du vom Kajak vor?

Rob: Außer, dass die Ruten etwas kürzer sind, ist es fast dieselbe Vorgehensweise, wie beim Ufernageln. Oft sind es sogar dieselben Spots, nur komme ich mit dem Kajak häufig schon früher ans Ziel und muss nicht warten, bis ich mit der Ebbe in Wurfweite komme. Das Wichtigste beim Kajakangeln auf der Nordsee ist, nie alleine zu fahren und vor der Tour die Wetterdaten checken. Ich mache es sogar bevor ich das Kajak zu Wasser lasse und selbst bei der Tour. Aber auch den Himmel und vor allem die Schiffe immer im Auge behalten. 


Omegadrei: Gestattest du mir zum Abschluss ein paar private Fragen?

Rob: Wenn sie nicht zu intim werden *lach

Omegadrei: Da du, wie eigentlich alle kultivierten Menschen, großer Motörhead-Enthusiast bist, welche sind deine 10 Lieblingshits?

Rob: Da gibt es keine. Motörhead gehört, wie das Angeln, zu meinem Leben. Mit dem Angeln habe mit 6 Jahren begonnen, Motörhead hat mit 11 Jahren Einzug erhalten. Hab damals die erste Platte von meinem Bruder geklaut, ich fand das Cover sehr cool.  Habe sie noch und sie dreht noch  immer ihre Runden auf dem Plattenteller.   

Omegadrei: Das ist lustig! Ich hab damals von einer Art Schwager die "Rock´Roll" wegen des geilen Covers „ausgeliehen“ und das war mein Einstieg in Sachen Motorhead.

Rob: Bei mir war es die erste Scheibe "Motorhead".


Omegadrei: Wie kommst du im Moment ohne Rockkonzerte zurecht?

Rob:Gar nicht… *grummel, dafür mögen meine Nachbarn jetzt Slayer, Korn & Co. *lach. Aber eigentlich ist mir weniger zum Lachen, da viele Freunde von mir in der Musik und Veranstaltungsbranche arbeiten. Echt bescheiden im Moment.

Omegadrei: Das ist echt heftig! Ich hab gerade Sorge um unseren Bastard Club in OS.

Omegadrei: Welche Show hast Du zuletzt gesehen?

Rob: Das letzte Konzert war im Februar, Napalm Death / Eyehategod in Oberhausen.

omegadrei: Geil! "You suffer, but why?", ein Klassiker!

Rob: Ich war zwar wegen Eyehategod da, nun ja.

Omegadrei: Spielst du selber oder hast du je in Bands gespielt?

Rob:Ich habe gespielt und das für eine Hobbyband sogar erfolgreich… Plattenvertrag, CD, Europa Tour, USA Tour… war schon gut. 

Omegadrei: Ausgezeichnet! Welchen Job hast du wo verrichtet?

Rob: Ich war Bassmann bei Provocation.

Omegadrei: Dann können wir ja bald ne Omegadrei Band zusammenstellen, ich war lange Schlagwerker, harhar!


Themawechsel


Omegadrei: Du angelst ja genau wie ich gerne in den Niederlanden. Mir gefällt einfach die Offenheit und Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen dem Wasser verbunden sind. Als Angler wirst du Wert-geschätzt, die  Menschen nehmen überwiegend Rücksicht aufeinander und freuen sich z.B. wenn ein Fisch geangelt wurde. Kinder fahren mit hoch motorisierten Schlauchbooten über die Kanäle und trotzdem hört man nie von schlimmen Unfällen.  Wo liegen deiner Meinung nach die Gründe dafür, dass wir uns so nah sind, aber doch so fern?

Rob: Puh, gute Frage. Man sollte sich fragen, was hat sich bei uns verändert. Und warum?  

Omegadrei: Das erinnert mich daran, dass ich als 6jähriger ein Taschenmesser von meinem Vater geschenkt bekommen habe, während heute in D gleich das Jugendamt eingeschaltet würde.


Rob: Heute schenken Väter hier lieber Playstation… Was haben wir falsch gemacht?

Omegadrei: Siehst du eine realistische Chance, dass sich Angler/Verbände/Wassersportler/-nutzer/Politker in D zusammensetzen, um gemeinsam und freundschaftlich Bürokratie samt Regulierungswahn abzubauen, die meiner Meinung nach die Wurzel allen Übels sind?


Rob: Nö, so lange wir unsere „Ich bin besser“ Kultur feiern, wird das nichts… und es wird nicht besser.   

Omegadrei: Hattest du schon mal mit  Tierrechtssekten zu tun? Meiner subjektiven Einschätzung nach, gibt es so etwas in Island, Norwegen, NL oder Schweden gar nicht.

Rob: Nein noch nicht. Die gibt es schon in den Ländern, aber haben wenig Zulauf. 


Ich bedanke mich im Namen aller Omegadrei-Freunde für das  Interview.

Rob: Gerne    

Anmerkung Omegadrei: Der großartige Wolfsbarschführer ist hier erhältlich:   Wolfsbarschführer
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