10 Montagen für Barsch am Vidöstern
Im Sommerurlaub sollte es gemeinsam mit meinem Freund Jochen und seiner Hündin Laika zum Zanderangeln zum Vidöstern gehen. Dieser See, der ursprünglich wegen seines Eisengehaltes das typische braune Smallandwasser enthält, hat einen sehr guten Hecht- und Zanderbestand und auch Barsche sind reichlich vorhanden, werden aber selten gezielt beangelt. Nachdem wir über Nacht mit der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gefahren wurde, fuhren wir frisch wie die junge Fa noch drei Stunden mit dem Auto und meinem Boot, der Dünnschiff, auf dem Anhänger nach Toftaholm auf den Campingplatz E4, der erstaunlicherweise an der E4 liegt. Hier sollte es also in erster Linie auf Zander gehen. Jochen und ich hatten uns schon monatelang in Telefonaten zwischen Osnabrück und Berlin heiß gemacht und träumten von romantischen Zanderdoppeldrills im Sonnenuntergang und echten Stachelbomberinfernos im XXL-Format. Nach unserer Ankunft im Starkregen und nach Rücksprache mit den Langzeitcampern stellte sich leichtes Unbehagen ein: Zander? Zu dieser Jahreszeit? Forget it! Wie uns die auskunftsfreudigen Senioren mitteilten, war wohl genau zu unserer Urlaubszeit das Beangeln der reichlich vorhandenen Zander nahezu unmöglich. „Schon klar“, dachten wir. „Wir angeln ja nicht mit Methoden aus den Zeiten Kaiser Wilhelms. Was für die Greise gilt, muss für uns ja noch lange nicht zutreffen!“ Doch aus dem Unbehagen wurde schnell Ernüchterung, denn die alten Cracks hatten leider Recht. Zander ließen sich leider nahezu gar nicht fangen, obwohl sie da waren, wie auch die Interpretationen unseres Echolotes versprachen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Ein paar Kontakte pro Tag und die auch nur auf minimalst kleine Brutfischimitate in einem engen Zeitfenster war nicht das, wofür wir den langen Weg zum Vidöstern auf uns genommen hatten. Die fantastische Landschaft rund um den vom Fluss Lagan gespeisten Vidöstern und der tolle im typischen Nadelwald gelegene Campingplatz mit seinen tollen Bewohnern, die teilweise aus gutem Grunde schon seit über 30 Jahren nach Toftaholm fuhren, boten jedoch keine Grundlage für Verzweiflung und so stellten wir unseren Plan entsprechend um. Wenn sich mit mit Werfen und vertikal auf Zander nur wenig Erfolg einstellt ist Flexibilität gefragt. Besonders dann, wenn man den Plan hat, sich überwiegend selbst zu verpflegen, denn wir warn ja nicht zum Einkaufen ins Smalland gefahren, sondern zum Angeln und um die wunderbare Natur zu genießen. Auf unserem Speiseplan standen Fisch, Fisch und außerdem noch Fisch! Dieser wollte allerdings erst noch gefangen werden… Nach magerer Zanderausbeute an den uns empfohlenen Abbruchkanten überlegten wir uns abends dann eine neue Strategie, um den Urlaub auch aus anglerischer Sicht zu einem tollen Erlebnis zu gestalten. Wir hatten in flacheren Regionen, die von den meisten Anglern, die recht große Boote fuhren, gemieden wurden, gelegentlich Wasservögel rauben gesehen. Da die Dünnschiff mit einem ausgestattet und dementsprechend das Risiko überschaubar war, beschlossen wir, es dort am anderen Tag auf Barsch zu versuchen. Unser Motto hieß „Ein Spot- zehn Montagen“ Nachdem wir uns also etwas mit dem Gewässer vertraut gemacht haben und uns einige Strömungen aufgefallen sind, die insbesondere bei bestimmten Windrichtungen zahlreiche Wasservögel zur Jagd animierten, reifte in uns der Plan, hier gezielt mit unterschiedlichen Barschmontagen vorzugehen: Wir fuhren also gezielt in flachere Regionen und hielten nach Wasservögeln und Kraftfeldern oder Steinformationen Ausschau, die oft zusammen anzutreffenden waren. Diese fischverdächtigen Punkte fuhren wir langsam im weiten Bogen an und ankerten entweder mit oder gegen den Wind, um möglichst fein fischen zu können und eine gute Bisserkennung zu ermöglichen. Auf dem Weg zu den Spots probierten wir aufgrund der geringen Fahrgeschwindigkeiten (trotz Motorschutzes wollten wir Kollisionen verhindern) verschiedene Schleppköder, wie zB Wobbler oder Gummifische mit verschiedenen Schwanzformen und unterschiedlichen Bebleiungen. Häufig fanden wir dabei auch Barsche und auch Hechte konnten wir regelmäßig fangen. Diese fanden in unserer Lagerküche häufig Verwendung und wurden von uns gerne geräuchert und als Aufschnitt oder Gebäckersatz verwendet. Es wundert uns immer wieder, wie häufig der hervorragende Speisefisch Hecht verschmäht wird, obwohl er richtig zubereitet eine Delikatesse ist und auch die gefürchteten y-Gräten bei richtiger Handhabung unproblematisch sind (INFOKASTEN HECHT RÄUCHERN) Aufgrund der regelmäßigen Hechtattacken schalteten wir auch stets kurze und dünne Titanvorfächer ans Ende der Fluorocarbonvorfächer. Dies störte die Barsche überhaupt nicht und verhinderte in den meisten Fällen das Durchbeißen des dünnen Vordachs durch die kämpfstarken Hechte. Fängige Montagen waren das Dropshot-Rig, das Cheburaska Rig, Spinjigs, Zikaden, das Double Zulu Rig, Jochens Spezialität, das „Arsch-Wacky“, Softjerks, Swimbaits (Gummifische), beim Rauben an der Oberfläche jegliche Topwaterköder, vom „Walk the Dog“- Köder bis zum Popper, Spinnerbaits, Texas- und Carolina Rigs, Twitchbaits, Crankbaits und auch Blinker. Gute Köder waren Flash Jays und Racker Shads am Bleikopf, geflavourte Köder, wie der Sexy Impact oder der Shad Impact am Dropshot, Texas- oder Carolina Rig. Als Oberflächenköder haben sich die Köder von Topwater production bewährt, die ein tolles Preis-Leistung Verhältnis haben. Als Spinjigs waren die Köder von Spinmad echte Erfolgsköder. Zum Twitchen und Cranken waren der Countdown von Rapala weit vorne. So konnten wir doch noch regelmäßig in Hektik auf der Dünnschiff verfallen und bekamen dann gelegentlich sogar die begehrten Zander als Beifang an den Haken. In Sachen Barsch wurden wir reichlich verwöhnt und für uns steht fest, „Vidöstern, wir kommen wieder!“ Von uns gibt es auf jeden Fall eine absolute Besuchsempfehlung und auch der Campingplatz E4 ist ohne wenn und aber eine absolute Wohlfühloase!